Gemessen an der Größe meines Plattenschranks gibt es auf diesem Blog sehr wenig über Musik zu lesen. Aber letzte Woche ist wieder ein Album herausgekommen, dass es absolut verdient, an dieser Stelle belobhudelt zu werden. Auch wenn Tamara und Simon da anderer Meinung sind…
Die Rede ist vom neuen Muse-Album “The Resistance”. Zu Muse sei zunächst einmal gesagt: Die Stimme des Sängers Matt Bellamy polarisiert sehr stark, und wenn jemand sich dieses “Gejaule” nicht antun kann ist das absolut legitim. Wenn man sich daran gewöhnt hat und den Gesang mag (so wie ich) eröffnet sich hier in 54 Minuten ein ganzes Universum.
Muse waren schon immer großartig, und bereits beim Vorgängeralbum “Black Holes And Revelations” habe ich beim Erscheinen gedacht “Jetzt haben sie ihr Opus Magnum erschaffen”. Von wegen!
Das neue Album beginnt mit einem kompakten Shuffle-Ohrwurm, der ersten Single “Uprising” (übrigens mit sehr nettem Video, siehe unten). Schon hier gibt es Muse-typische bombastische Harmonien. Nach dem überaus starken Titeltrack kommt eine ganz besondere Perle: “Undisclosed Desires”. Getragen von einem Samplebeat und Pizz-Strings à la “Die Another Day” (Madonna) in viel besser ist dieser Song ein Hybrid aus elektronischen Spielereien und Ballade, und diese abenteuerliche Mischung funktioniert unglaublich gut.
Das seichte Intro von “United States Of Eurasia” gibt nur kurz Zeit zum Durchatmen, bevor ein Queen-Chor den Song nach vorne treibt und ein Klavier/Streicherthema in irgendeiner variierten Phrygisch-Dur-Tonleiter die Kinnlade des unvorbereiteten Hörers vor lauter Schönheit zu Boden fallen lässt. Noch im selben Lied wird dann die Nocturne op.9 von Chopin verwurstelt, total gut!
Es folgen drei weitere, überdurchschnittlich gute Titel, die sich wiederum durch großartige Harmonien und klasse Refrains auszeichnen, bevor ein ganz besonderer Track kommt: “I Belong To You (+Mon Coeur S’Ouvre A Ta Voix)”, Ein grooviger Klaviersong (ja, so was kanns geben^^). Eigentlich sollte man ein astreines Liebeslied erwarten, stattdessen hört man eine groteske Liebeslied-Parodie mit herrlicher Selbstironie. Der auf französisch gesungene Mittelteil stammt ursprünglich aus Camille Saint-Saëns’ Oper Samson und Delilah, und spätestens beim darauf folgenden Klarinettensolo sollte der letzte kapiert haben, wie dieses Lied aufzufassen ist. Herrlich lächerlich!!
Wenn im Vorfeld über die neue Muse-Platte berichtet wurde, gab es immer Verweise auf ein viertelstündiges Orchesterwerk. Aufgeteilt in 3 Tracks, schließt die Exogenisis Symphony das Album ab. Hier brauchten selbst meine Prog-erprobten Ohren ein paar Durchläufe, bevor ich das Werk begriffen hatte. Seitdem denke ich, dass das frenetische Lob mancher Amazon-Rezensenten auf diese Suite absolut gerechtfertigt ist, es handelt sich wirklich um das allerbeste Orchester/Band-Werk dass sich in meinem Plattenschrank befindet.
Dank meinem Hang zu Special Editions habe ich auch die dazugehörige Bonus-DVD, die den Aufnahmeprozess der einzelnen Tracks dokumentiert. Für Musiker interessant, und sicher eine der besseren Bonus-DVDs in meiner Sammlung.
Fazit: Ich habe “The Resistance” mit hohen Erwartungen gekauft, die dann um Längen übertroffen wurden! Definitiv neben der neuen Dream Theater eine der besten Scheiben des Jahres, und ich glaube, dass dieses Album das Potenzial hat, später als einer DER Klassiker des Jahrzehnts angesehen zu werden.
Ach ja, und über das extrem gut gemachte Cover-Artwork habe ich jetzt kein einziges Wort verloren…
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